Unter Forschung versteht man, im Gegensatz zum zufälligen Entdecken, die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren Dokumentation und Veröffentlichung. Die Publikation erfolgt überwiegend als wissenschaftliche Arbeit in relevanten Fachzeitschriften und/oder über die Präsentation bei Fachtagungen. Forschung und Forschungsprojekte werden sowohl im wissenschaftlichen als auch im industriellen, aber auch im künstlerischen TXT01 Rahmen betrieben.

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Forschung wird im Allgemeinen unterschieden in:

Grundlagenforschung, die bislang unbekannte Objekte, Verhaltensmechanismen, Grundstrukturen oder Funktionszusammenhänge elementarer Art zu klären versucht. So befasst sich naturwissenschaftliche Grundlagenforschung z. B. mit der Funktion von Organismen in der Biologie oder den Wechselwirkungen von Stoffen in der Chemie und Physik. Geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung hat z. B. das Phänomen Bildung zum Thema. Sie erkundet historisch oder gesellschaftlich relevante Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens. Diese Forschung wird systematisch und auftragsgemäß vor allem an Wissenschaftlichen Hochschulen betrieben. Ein Beispiel europäischer Grundlagenforschung ist insbesondere CERN (Europäische Organisation für Kernforschung) in Genf und European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble. In Deutschland sind darüber hinaus auch spezielle Forschungseinrichtungen wie die gemeinnützige Forschungsorganisation Max-Planck-Gesellschaft e. V. (MPG) sowie die Institute der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) befasst. In Österreich arbeiten Einrichtungen wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Grundlagenforschung. In Italien gilt Triest als ein Zentrum der Grundlagenforschung mit dem International Centre for Theoretical Physics (ICTP), dem Forschungskomplex Elettra Sincrotrone Trieste mit unter anderem dem Elektronenbeschleuniger Elettra TXT02 und dem Freie-Elektronen-Laser FERMI.[3] Grundlagenforschung dient der Erweiterung elementarer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Anwendungsbereich steht nicht im Vordergrund des Interesses. Grundlagenforschung bietet ein Fundament für die angewandte Forschung und Entwicklung.

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Translationale Forschung, weiterführende, gezielte Grundlagenforschung an der Schnittstelle zur angewandten Forschung, die auf selbst gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbaut und auf konkrete Anwendungsziele oder/und einen zu entwickelnden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Nutzen ausgerichtet ist. TXT03 Hierzu zählt beispielsweise die Forschung der Leibniz-Gemeinschaft. In den Gesundheitswissenschaften und der Medizin (siehe Translationale Medizin) wird der Begriff verstanden als multidirektionale und multidisziplinäre Integration von Grundlagenforschung, patientenorientierter Forschung und bevölkerungsbezogener Forschung fördert, und zwar mit dem langfristigen Ziel, die Gesundheit der Allgemeinheit zu verbessern.[5] Angewandte Forschung (auch Zweckforschung), die ein praxisbezogenes, oft technisches oder medizinisches Problem lösen will. Sie verfolgt eine wirtschaftliche Nutzung und findet sowohl an Hochschulen als auch in der freien Wirtschaft, in Deutschland auch an den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, statt. In anderen Ländern kennt man ebenfalls ähnliche, teils staatlich finanzierte Einrichtungen, zum Beispiel die TNO in den Niederlanden, das Austrian Institute of Technology (AIT) in Österreich oder der AREA Science Park in Triest, Italien. Im engeren Sinne wird bei Angewandter Forschung noch zwischen Verfahrens- und Erzeugnisforschung unterschieden. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in technische Entwicklungen umgesetzt. Während die Grundlagenforschung vom reinen Erkenntnisinteresse geleitet wird und allgemein gültige Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten aufzuspüren versucht, ist die Angewandte Forschung auf praxisrelevante, nützliche Ergebnisse ausgerichtet wie etwa in der medizinischen Forschung. Jede der beiden Forschungsrichtungen kann Impulsgeber für die andere sein und von der anderen profitieren. Die Grundlagenforschung arbeitet auf einem höheren Abstraktionsniveau, die Anwendungsforschung bewegt sich näher an der praktischen Verwertbarkeit. Die Stanford University in Kalifornien mit dem Stanford Linear Accelerator Center, den Forschungen bzw. Studien in Natur- und Ingenieurwissenschaften und den IT-Unternehmen im Silicon Valley gilt als internationales Vorbild hinsichtlich Verbindung von Grundlagenforschung, Anwendungsforschung und wirtschaftlicher Nutzung.[6]

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Links

Quellen

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Pressemitteilung VFA, 20. Februar 2009

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Bericht Forschung und Innovation in der Schweiz 2020 des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation S. 13

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Vgl. Jürgen Mittelstraß: Kunst und Forschung: Eine Einführung. In: Bast Rittermann/Mittelstraß: Kunst und Forschung/Art and Research. Springer, Berlin 2011, S. 13–16.
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Kugler: Ein tiefer Blick per »X-Rays«. In: Die Presse. 24. November 2013.
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dazu Piero Pieri: Der FERMI-Laser aus Triest. in BR vom 31. Januar 2016.